China, ein Land der unmöglichen Möglichkeiten.

Ein Hallo an alle China Fan's!

An dieser Stelle möchte ich Walter danken, der mich in dieses interessante Forum eingeladen hat - Danke!

Seit 2005 arbeite ich in China und statte Deutschland nur noch Stipvisiten ab. Ganz habe ich meine Verbindung zur Heimat nicht aufgegeben, zum Beispiel habe ich in meiner Heimatstadt noch eine kleine Wohnung aus verschiedenen organisatorischen Gründen. Und ich möchte natürlich mit meiner Heimat Kontakt halten und pflegen.

Ein ganz wichtiger Faktor ist mir meine Mutter, sie hat mich nicht nur zur Welt gebracht und aufgezogen, sondern ist mir eine gute Freundin, mit der ich oft interessante Unterhaltungen und stundenlange Disskusionen führen kann. Ich bin sehr glücklich über diesen Umstand und hoffe Gott schenkt ihr noch eine lange Zeit in Gesundheit.

Natürlich drehen sich viele unserer Gespräche um meine Erlebnisse in China und oft erstaunen meine Berichte meine Mutter, denn sie hatte bisher immer andere Erzählungen gehört. Auch in der Presse sind Berichte über China oft negativ eingefärbt und stimmen mit den von mir gemachten Erfahrungen nicht überein.

In einem anderen Forum fragte ein User warum Chinesen zur Begrüßung nicht die Hände schütteln. Seine Frage, die mich in Erstaunen versetzte, beruhte auf einer Begegnung mit einem hohen Gelehrten des Daoismus, wie ich später in der Diskussion erfuhr.

Nun, ich habe schon so viele neue Erfahrungen hautnah in China erlebt, dass einige davon schon für mich zum Alltag geworden sind. Eine Freundin, die der deutschen Sprache mächtig ist, sagte mal zu mir: "Du kennst uns Chinesen so gut, warum schreibst du nicht ein Buch?"

Ich habe ein Buch geschrieben, sucht es nicht in irgendwelchen Bücherregalen, denn Verleger interessiert nicht der Inhalt eines Manuskript, sondern die Bekanntheit eines Autors. Ein bekannter Autor kann jedes Wort das er schreibt, leicht veröffentlichen und bekommt auch noch Geld dafür.

Ein junger Autor kann schreiben was er will und muss höchstens, wenn er sein Werk veröffentlich sehen will, Geld mitbringen. Da ich zum Glück nicht von dieser Kunst leben muss, könnt ihr mein Buch in keinem (außer meinem eigenen) Bücheregal finden.

Ein Freund und Designer bemüht sich schon seit 3 Jahren mein Werk einem Verlag schmackhaft zu machen. Wir haben ein komplettes Konzept entwickelt und ein paar Probe-Exemplare per Computer und Drucker zu Papier gebracht.

Mein Freund, der selber schon etwa 15 Jahre nach China reist war so begeistert von dem Buch, dass er eben jeden Versuch unternimmt es doch noch in gedruckter Version in die Bücherregale zu bringen.

In diesem kleinen Kreis möchte ich euch gerne mein Werk zu Gesicht bringen, doch bitte ich jeden User aus Respekt zu den andauernden Bemühungen meines Freundes und aus urheberrechtlichen Gründen, die Texte nicht zu kopieren und/oder zu veröffentlichen, sondern nur hier im Forum zu lesen --- Danke für euer Verständnis!

In den folgenden Tagen werde ich also Kapitel für Kapitel hier einstellen, mit dem Hintergedanken euch China aus meinen Augen näher zu bringen, verständlicher zu machen und verbinde die Hoffnung, dass Berichte des Mainstream-Journalismus mehr mit kritischen Augen gelesen, gehört oder gesehen werden.

Der Titel des Buches:

China, zwischen Tradition und Moderne, zwischen Kultur und Bussines​


Vorwort

Gedanken zu einem großen alten Volk und den Versuch es zu beschreiben.

China ist ein Land unvorstellbarer Ausmaße, damit meine ich nicht nur die topographischen Verhältnisse, sondern die Myriaden Begebenheiten die in diesem Reich möglich sind! Einfluss auf dieses Universum eines Volkes hat einmal die enorme Anzahl von Individuen, zum Anderen die großen Entfernungen der Menschen untereinander. Das macht das Reich der Mitte, die Menschen des Lächelns – so unbeschreiblich!

Niemand wird dieses einzigartige Volk je ganz verstehen, selbst wenn sie viele Bücher lesen, die aus unterschiedlichen Regionen berichten. Sie werden trotzdem auf Situationen stoßen die sie auf keiner der zig Seiten lesen konnten.

Den Versuch es besser zu machen möchte ich erst gar nicht starten, vor allem da ich meistens in Südchina unterwegs bin und Nordchina sich nicht nur durch das Klima vom Süden unterscheidet.

Ich möchte sie lieber mit Geschichten aus dem Alltag auf ihren Besuch in dem wundervollen Land einstimmen und die wichtigsten Benimmregeln vorstellen, damit ihre Reise nicht in einem schrecklichen Fiasko endet, sondern ein unvergessliches Erlebnis wird, von dem sie ihren Enkeln noch berichten können.


Begleiten sie mich nun auf eine Reise ins Reich der aufgehenden Sonne, frei nach Kong Fu Zi „Der Körper ist eine träge Hülle, der Geist aber ist frei!“
 

Mona Lisa

China ist uns allen bekannt als das Land des Lächelns und der aufgehenden Sonne. Klar für uns Europäer geht die Sonne im Osten auf und dort liegt auch China, für die Amerikaner hingegen geht in China die Sonne unter. Konfuzius würde sagen: „Es kommt immer darauf an von welchem Standpunkt aus man eine Sache betrachtet.“

Was für die Einen das Morgenland, ist für die Anderen das Abendland. Aber was das Lächeln der Chinesen betrifft, so verhält es sich ebenso wie mit dem Lächeln der Mona Lisa von Leonardo da Vinci – niemand kann es genau einordnen! Lächelt die Mona Lisa wirklich oder nicht? Und wenn sie lächelt, warum und worüber lächelt sie? Was weiß sie, was wir nicht wissen? Oder was glauben wir das sie weiß was wir nicht wissen!

Das gleiche Gefühl können sie bei den Chinesen bekommen, überall und ständig lächeln einen die Menschen an – bin ich als Europäer so lustig für sie und sie lachen mich aus, oder lachen sie mich aus Freundlichkeit an? Haben sie mich jetzt bei einem Deal übers Ohr gehauen, oder freuen sie sich darüber mit unserer Firma ein solch gutes Geschäft zu machen?

Diese und ähnliche Fragen habe ich mir selber gestellt und werden jeden Besucher dieses Landes irgendwann heimsuchen – und wir kennen die Antwort nicht. Die Chinesen behalten sich dieses Geheimnis und lächeln weiter, wie das geheimnisvolle Lächeln der Mona Lisa!

Mir wurde das Glück beschert nicht nur in China arbeiten zu dürfen, sondern auch integriert in einer chinesischen Familie zu leben. Ich arbeite, esse und lebe mit den Chinesen – wie ein Chinese!

Dabei hatte ich am Anfang Glück mit meiner Offenheit und Unbefangenheit an die richtigen Menschen zu kommen, die bereit waren mir „Langnase“ die Kultur und das Leben meiner Gastgeber näher zu bringen.

In der ersten Zeit habe ich mich wie ein Gast gefühlt und mich auch so benommen, jede Geste und Freundlichkeit dankend angenommen und wo es ging erwidert. So bin ich für die Mitmenschen von einer Langnase zu einem ausländischen Chinesen mutiert, der in Restaurants als Mitbürger einer westlichen Provinz angesehen wird.

Gute und wertvolle Freunde konnte ich finden, wurde sehr herzlich in einer Familie aufgenommen und lebe hautnah mit ihnen zusammen, wir sehen gemeinsam fern, wir essen gemeinsam und wir fahren gemeinsam in den Urlaub.

Im Laufe der Zeit sind mir meine Mitmenschen zu Brüdern und Schwestern, ihre Gesten, ihre Bräuche, ihre Vorlieben, ihre Gedanken, Ängste und Hoffnungen vertraut geworden! Ihr Land der Mitte hat sich zu meiner zweiten Heimat entwickelt!

Die Lektüre sollte in jedes Handgepäck passen und ihnen als Leser die lange Zeit des Fluges verkürzen. Marco Polo hat über zwei Jahre gebraucht um in diese Region zu gelangen, heute benötigen sie mit einem Nonstop Flug etwa elf bis zwölf Stunden. Eingezwängt in dem schmalen Sitz ist das trotzdem eine Tortur, ich weiß wovon ich spreche.

In dieser Zeit möchte ich sie in die Welt der Chinesen entführen. Dabei möchte ich dem Touristen und dem Geschäftsreisenden gleichermaßen Tipps an die Hand geben sich in dem unbekannten Land sicher zu bewegen. Eigenheiten der Chinesen werden neben Beschreibungen alltäglicher Gegebenheiten Thema der nächsten Seiten sein.

Dieses Buch soll ihnen dabei helfen das Lächeln der Chinesen zu beleuchten und einordnen zu können. Es soll ihnen helfen sich mit den Gesten der Chinesen, die den Alltag wie ein roter Faden durchweben, zu Recht zu finden und wie sie einige davon deuten können, damit sie nicht das Gefühl haben sie werden ausgelacht sondern angelacht.

Es soll ihnen aber auch helfen sich als Gast gebührend zu verhalten und nicht von einem Fettnäpfchen in ein Anderes zu treten. Wie können sie mit einigen kleinen Gesten Anerkennung und Respekt als Mensch und nicht nur als Geschäftspartner erlangen.

Auf den folgenden Seiten möchte ich dazu beitragen, das Verständnis der so unterschiedlichen Völker und somit auch den Umgang miteinander zu verbessern. Dadurch werden sie persönlich einen leichteren Umgang mit ihren Geschäftspartnern erlangen und so auch manchen Problemen aus dem Weg gehen.

Ich möchte allen Interessierten einen Weg aufzeigen das Volk der Chinesen besser zu verstehen, ihm näher zu kommen und vielleicht Freunde zu finden – im Land der Mitte. Um so das Reich hinter dem Lächeln zu erleben, damit die Sonne nicht nur in China aufgeht – sondern auch in ihrem Herzen!

Ich wünsche ihnen einen guten Flug, eine sichere Landung und eine gute Zeit in China!
 

China


Die Volksrepublik China, ein besonderer Staat, in der Landesprache selbst Zhong Guo genannt was bedeutet „das Land der Mitte“. Ein Land das zum Nordwesten hin von der großen Mauer und im Westen von Tibet, dem Dach der Welt dominiert wird. Im Osten und Süden herrscht das Meer an den Grenzen dieses riesigen Reiches, flächenmäßig ist China der viert größte Staat der Welt und beherbergt fast ein Drittel der Weltbevölkerung.

Ich möchte hier nicht auf genaue Zahlen eingehen, erstens sind diese der Regierung selbst nicht bekannt und zweitens können nackte Zahlen, die sie in anderen Büchern schon zur Genüge nachschlagen können, die Dimensionen und Besonderheiten dieses beeindruckendes Landes nicht annähernd beschreiben.

China ist nicht nur ein Land, das durch die Weite von Europa getrennt ist. Nein, es ist auch ein Land das sich kulturell sehr von Europa unterscheidet. Es ist ein Land das sich erst seit einer kurzen Zeit dem Rest der Welt öffnet, wirtschaftlich und auch kulturell, wobei das Eine von dem Anderen nicht zu trennen ist!

China ist ein Land der Traditionen und der Moderne. China ist ein Land der Armut und des Reichtums. China ist ein Land des Kommunismus und des Kapitalismus. China ist ein Land aus Norden und Süden. China ist das Land der Gegensätze, Gegensätze die nebeneinander existieren können, in einer Art und Weise die für uns Europäer völlig unverständlich ist!

Der Grund dafür liegt wohl darin, dass dieses Land schon die größten Gegensätze aufweist wie sonst kein anderer Staat. Im Norden werden sibirische Temperaturen von unter fünfzig Grad minus gemessen, im Gegensatz zum südlichem subtropischem Klima mit Temperaturen über vierzig Grad plus.

Von den Tiefebenen des gelben Flusses Huang He bis hinauf zum Mount Everest in Tibet, dem Dach der Welt verzeichnen die Kartographen den größten Höhenunterschied auf den Kontinenten. Und der botanische Gegensatz zwischen der öden Wüste nordwestlich von der Hauptstadt Beijing und dem artenreichen Dschungel der Sichuan Provinz könnten nicht auffälliger sein.

Es sind aber nicht nur die geologischen Unterschiede, sondern auch die kulturellen Unterschiede. An den Grenzen des Landes tummeln sich rundherum die verschiedensten Staaten, Kulturen, Religionen und Menschenrassen, die von allen Seiten die Bevölkerung beeinflussen und Teile der Bevölkerung ausmachen.

Das wirtschaftliche Gefälle zwischen den nordwestlichen Regionen und den südöstlichen Regionen entspricht dem an der Eiger Nordwand.

Diese Gegensätze des Landes wie auch die über fünftausend Jahre alten Traditionen spiegeln sich im Verhalten, im Denken und in den Bräuchen der Menschen wieder. Nicht zu vergessen ist die lange Verschlossenheit des Landes die erst nach Mao Zedong einer Offenheit gegenüber der westlichen Welt gewichen ist.

Ebenso spielen die Erfahrungen vergangener kriegerischer Auseinandersetzungen und feindliche Besatzungen des Volkes eine große Rolle. Alle diese Begebenheiten und Eigenheiten der Chinesen sollten sie im Hinterkopf behalten, wenn sie dieses Land besuchen oder mit den Menschen Kontakt aufnehmen!

In dem Land der Mitte zeichnet sich heute ein Wirtschaftswunder ab, wie in den fünfziger und sechziger Jahren in Deutschland. Dabei wird hier aber nicht Zerstörtes aufgebaut, sondern teilweise, wie im Fall Shenzhen, eine Millionenstadt aus dem Erdboden gestampft. Dieses Beispiel zeichnet den Bauboom in China aus, dort wo Gestern noch nicht ein Stein auf dem anderen Stein gestanden hat, kann Morgen eine völlig neue Stadt entstehen. China wartet nicht mit kleinen Veränderungen auf, wie wir es in Europa gewöhnt sind, sondern mit gravierenden Änderungen, wie auch der Bau des Drei-Schluchten Staudamm beweißt.

Da werden Autobahnen mit vier bis sechs Spuren in eine Richtung gebaut und neben großen Baggern und Erdhobeln wird auch mit Hacke und Schüppe gearbeitet – und das in einem erschreckenden Tempo! Hochhäuser werden errichtet, indem ein Gerüst aus Bambusstangen gefertigt wird, die mit Bändern zusammen gehalten werden – und das in schwindelnder Höhe von zwanzig und mehr Stockwerken!

Architektonisch können viele Europäer von der Baukunst lernen und der Ausdruck „Baukunst“ ist wörtlich zu nehmen. Schauen sie sich einmal die Trabantenstädte in Ostdeutschland an und die im westlichen Teil Deutschlands sind auch nicht besser. In China werden sie nie müde die verschiedenen Formen und Farben der beeindruckenden Hochhaussiedlungen anzuschauen, die gesäumt von Rabatten, mit verschieden farbigen Pflanzen, zu einem wohnlichem Gesamteindruck kombiniert werden.

Was ich damit sagen will, das chinesische Volk baut mit einfachsten Mitteln in einem atemberaubenden Tempo die schönsten, größten und aufregendsten Monumente – wir sollten diese Menschen trotz ihrer Einfachheit nicht unterschätzen!
 

Schwarz gleich Weiß


Das Land der aufgehenden Sonne wird nicht nur mit dem Gegenteil von Europa, dem Abendland bezeichnet, es ist auch vieles genau umgekehrt als bei uns.

Die Chinesen beginnen ein Buch von hinten an zu lesen und der Grund liegt nicht darin das sie wissen wollen wie die Geschichten enden bevor sie anfangen diese zu lesen. Traditionell beginnen die Bücher der Chinesen hinten und sie lesen von oben nach unten folgend von rechts nach links. Das von oben nach unten Lesen, ist auf die Tatsache zurück zuführen, das früher auf Bambusstäbchen geschrieben wurde – und auf die passten nun einmal nur ein Schriftzeichen in der Breite. Mehrere Bambusstäbchen aneinander gebunden konnten so aufgerollt eine Schriftrolle ergeben.

Auch beim Essen ist vieles anders, die Suppe wird nicht gegessen, sondern getrunken und das auch noch oft nach dem Essen, die Süßspeisen gibt es nicht als Nachtisch, sie werden mit den anderen Speisen zusammen serviert.

Es gibt Speisen die bei uns kein Koch in seinem Topf zubereiten würde, in China jedoch als Spezialität gelten. Das Teuerste am ganzen Fisch ist der Kopf, danach das Schwanzende des Fisches – beides gelangt bei uns maximal in eine Fischsuppe. Das was bei uns am Teuersten ist, das Filet zwischen Kopf und Schwanz, ist bei den Chinesen nicht so beliebt und landet daher ehr in einer Suppe.

Überhaupt lieben es die Chinesen an Knochen herum zu lutschen, ein Steak oder ein Schnitzel wie in Europa bekommen sie höchstens in Restaurants die westlich angehaucht sind, aber in normalen Restaurants suchen sie ein Stück Fleisch ohne Knochen vergeblich, auch diese wandern in die Suppen.

Wenn sich ein Chinese vorstellt nennt er stets als erstes seinen Nachnamen und dann seinen Vornamen, sein Geburtsdatum wird er immer mit dem Jahr beginnend und mit dem Tag endend angeben.

Himmelsrichtungen wird er mit dem Süden beginnend aufzählen, denn der Süden ist in China die vorherrschend wichtigste Himmelsrichtung. Zu Kaiserzeiten durfte nur der Kaiser in Richtung Süden schauen, was zur Folge hatte das es in Beijing vom Kaiserpalast ausgehend eine Linie Richtung Süden gab auf der nichts gebaut werden durfte.

Egal ist Harzer Roller, denn er riecht von allen Seiten gleich, ebenso ist 88 egal. Bei den Chinesen ist 88 die beliebteste Glückszahl und auch ein Schwein ist kein Ausdruck für Schmutz und Übel sondern ein Symbol des Glückes.

Eine Schlange ist nicht falsch und hat Eva nicht zum Biss in den Apfel verführt, eine Schlange bezeichnen sie auch mit Xiao Long, kleiner Drache und sie ist ein sehr schlaues Tier.

Das chinesische Horoskop beinhaltet zwar auch zwölf Symbole, aber nicht für jeden Monat, sie gelten immer für ein chinesisches Jahr, das nicht im Dezember endet sondern mit dem ersten Neumond im Februar beginnt.

Tee wird nicht erst nachmittags getrunken, einige Restaurants öffnen schon vor dem Aufstehen um fünf Uhr morgens, damit der frühe Vogel nicht den Wurm fängt sondern den Tee trinken kann. Dazu gibt es warme Gerichte, der Chinese kennt kein Frühstück wie der Europäer, er isst dreimal am Tag Warm. In Internationalen Hotels können sie zur Beruhigung davon ausgehen, das sie ein gutes europäisches Frühstück bekommen. Einmal auf Hainan habe ich ein Frühstücksbuffet erlebt, bei dem kein Wunsch offen blieb, selbst ein Schotte hat dort seine gebratenen Würstchen neben Röstis, Croissants und Cornflakes vorgefunden.

Ein sonnengebräunter Teint ist kein Merkmal für jemanden der es sich dreimal im Jahr leisten kann nach Teneriffa zu fliegen, sondern zeugt von körperlicher Arbeit im Freien und ist armen Menschen vorbehalten. Eine vornehme, reiche Frau wird ihren Teint bei Sonnenschein mit einem Regenschirm schützen, damit sie nicht ein bisschen Farbe bekommt. Eine vornehme Blässe ist doch ein Zeichen dafür, dass derjenige in einem klimatisierten Büro einen gut bezahlten Job nachgeht. Dabei werden die Fingernägel zu einer beängstigenden Länge herangezogen, denn nur bei körperlicher Arbeit sind diese hinderlich.

Zur Trauer tragen die Menschen nicht schwarze Kleidung, dort ist weiß die Farbe der Trauer. Bei einer Hochzeit muss die Frau keine Mitgift in die Ehe einbringen, sondern der Mann muss die Frau aus der Familie „loskaufen“. Matratzen und Polstermöbel sind im Allgemeinen hart und werden teilweise ganz durch Möbel aus Holz ersetzt. Schlösser werden gegen den Uhrzeigersinn geöffnet, was zur Folge hat, das sich jeder Ausländer erst einmal einschließt bevor er ein Gebäude verlässt.

Also beginnen wir langsam Schritt für Schritt uns in dieses verwirrende Land und sein so fremdes und facettenreiches Volk hinein zu tasten.
 

Langnasen

In der Vergangenheit ist das chinesische Volk immer wieder von anderen Stämmen und Völkern unterwandert, überfallen oder besiegt und eingenommen worden. Diese Umstände haben den Stolz der Chinesen immer wieder auf eine harte Probe gestellt, ist doch eine Niederlage auch immer eine Erniedrigung des Selbst!

In der Vergangenheit hat es sich aber auch immer wieder gezeigt, dass die neuen Herrscher des Landes sich auf kurz oder lang mit der Lebensweise des chinesischen Volkes angefreundet haben und somit sich in das Volk integriert haben. Das wiederum haben die friedfertigen Chinesen auch immer wieder als den letztendlichen Sieg über den Aggressor angesehen und konnten so ihr Gesicht bewahren.

Als die Europäer weit nach Marco Polo das Land für sich entdeckten und meinten sie könnten die dortigen Herrscher mit Perlen und billigen anderen Geschenken genauso beeindrucken wie die Indianer auf dem Kontinent zwischen ihnen, wenn sie den Seeweg betrachteten, so hatten sie sich getäuscht. Das Volk war einfach aber nicht dumm und so bekamen sie einen Korb von dem Kaiser, das wiederum die Europäer in ihrem Stolz kränkte.

So überzogen sie, wie auch schon andere Völker, das Reich der Mitte mit Krieg. Nur das dieser Krieg anders war, die Europäer kamen mit Kanonenbooten, denen die Chinesen nichts Vergleichbares entgegen zu setzen hatten. So geschah was schon so oft geschehen war, die Chinesen wurden abermals besiegt! Doch der Unterschied zu allen anderen Niederlagen war, dass die Europäer sich nicht der chinesischen Lebensweise anpassten, sondern dem chinesischen Volk die europäische Lebensweise aufzwangen. Das war eine vernichtendere und verheerendere Niederlage als alle anderen Niederlagen zuvor.

Da die Weisheit, Lügen haben kurze Beine oder eine lange Nase, nicht nur Pinocchio bekannt war, wurden fortan die Europäer nicht wegen ihrer wirklich längeren Nase „Langnase“ genannt. Auch wenn viele Chinesen auf Anfrage wegen dieser Bezeichnung den Namen von der längeren Nase ableiten um die geschäftliche Beziehung oder andere Verbundenheit nicht zu gefährden.

So entspricht diese Geschichte doch dem wahren Beweggrund uns als „Langnase“ zu bezeichnen und drückt somit auch die allgemeinen Vorurteile zu uns Nicht-Asiaten aus.
 

Benz & Co

Warum gerade wir Deutschen aus ganz Europa aber dann doch bei den Chinesen beliebt sind lässt sich auf ein paar plausible Gründe zurückführen.

Der chinesische Name für Deutschland ist „De Guo“, „De“ heißt Moral, also geben die Chinesen uns den Namen „Das Land der Moral“ – das alleine sagt schon viel darüber aus was die Menschen im fernen Osten von uns Deutschen denken!

Damit aber nicht genug der Erklärungen, zu einem sind die Deutschen als sehr fleißiges Volk in der Welt verschrienen. Dieser Ruf der Deutschen ist bis in das entfernte China vorgedrungen. Auch die Chinesen sind ein fleißiges Volk, sie arbeiten sieben Tage in der Woche, so sehen sie in uns Deutschen doch eher die Brüder der Arbeit. Zumindest ist es ein Grund die Deutschen eher zu mögen als die anderen europäischen Langnasen.

Ein anderer Grund ist die Qualität, die deutsche Wertarbeit, die auch in der Welt bekannt ist. Ziel eines jeden Chinesen ist es ein deutsches Auto zu fahren – wenn Chinese sich diese Luxuskarosse denn auch leisten kann.

In Südchina in der Guangdong Provinz wo ich lebe, gibt es in vielen Städten Volkswagen die als Taxi dienen und sehr beliebt sind, weil sie als Ausspruch von Haltbarkeit und Qualität gelten. Einen Audi zu fahren gilt als besonders chic und ein BMW wird mit dem Namen „Bao Ma“ gleich einem kostbarem Pferd belegt.

Das wahre Statussymbol ist natürlich ein Stern auf der Haube, einen Benz wie er in China genannt wird zu fahren ist das höchste aller Fahrgefühle und von jedem angestrebt der Geld hat und dieses auch zeigen will.

Der gute Ruf der deutschen Qualität spiegelt sich aber nicht nur auf der Strasse wieder, was dem Mann sein Auto ist der Frau ihr Kochtopf und besser es ist ein Topf von Fissler oder anderen deutschen Markenherstellern.

Jeder trägt Puma, Lacoste, Boss und Co und was dem Privatmann seine Kleidung ist dem Fabrikmanager seine Maschine. Jede Druckerei die etwas auf ihren guten Ruf hält nennt eine deutsche Druckmaschine ihr Eigen und damit nicht genug, in Dortmund hat Chinese ein ganzes Hoesch Stahlwerk abgebaut und in China wieder aufgebaut.

Deutsche Qualität schlägt sich aber nicht nur in materiellen Dingen nieder, auch die Gourmets kommen auf ihre Kosten. Haben die Deutschen doch in der Shandong Provinz, die zwischen 1898 und 1914 eine deutsche Kolonie war, 1903 in der Stadt Qingdao eine Brauerei gebaut. Dort wird auch heute noch nach deutschem Reinheitsgebot, mit in Deutschland ausgebildeten Braumeistern, das hoch gelobte und oft getrunkene Tsingtao Bier gebraut.

In den Supermärkten finden sie neben den chinesischen Produkten auch die bekannten Marken wie Nestle, Kraft und Ferrero. Unter den Werkzeugen finden sie Artikel von Bosch wie bei den Küchen auch Alno bekannt ist.

Deutschland ist nicht nur in aller Munde und wird zur Schau getragen, auch politisch hat Deutschland ein hohes Gewicht. Grund hierfür sind die Studentenaufruhen 1989, die von der Regierung blutig niedergeschlagen wurden.

Damals hat die gesamte Welt China den Rücken zugewendet, außer Deutschland. Die deutsche Regierung hat zwar die Vorgehensweise Chinas kritisiert und verurteilt, jedoch haben sie die diplomatischen Beziehungen nicht abgebrochen und weiter die Gespräche mit der chinesischen Regierung gesucht. Dieses Verhalten der deutschen Regierung wird bei den Chinesen auch heute noch hoch angesehen.

Aufgrund der politischen Fairness, der hohen Qualität deutscher Produkte, dem hervorragenden Geschmack deutscher Lebensmittel und der typischen deutschen Emsigkeit, sind die Nasen der Deutschen kürzer als die der anderen europäischen Staatsbürger. Ein Pluspunkt den sie durch korrektes und faires Verhalten noch ausbauen und für sich nutzen können!
 

Guten Tag

Die einfachste Begrüßung in China ist „Ni Hao“ wörtlich übersetzt heißt es „Du gut“, gemeint ist damit aber „Guten Tag“. Morgens sagt Chinese „Zao Shang Hao“ und abends „Wan Shang Hao“, aber die Form „Ni Hao“ ist immer passend.

Diese Begrüßung wird niemand von uns Europäern erwarten, aber wenn sie mit einem Ni Hao aufwarten können werden sie sehen wie schnell sie ein ehrliches Lächeln in die Gesichter der Mitmenschen zaubern.

Überhaupt habe ich gemerkt wie unser einer die Menschen in China mit Kenntnissen und Interesse an ihrer Kultur beeindrucken kann und somit für sich gewinnen kann.

Wenn ihnen während ihres Aufenthaltes etwas unbekannt vorkommen sollte, fragen sie danach! Die Gesichter ihrer chinesischen Begleiter werden sich aufhellen und jeder wird ihnen gerne die passende Geschichte dazu erzählen und auch das ein oder andere Mal die Weisheiten des Konfuzius oder Kong Fu Zi in der Landessprache zutragen.

Dieses Verhalten können sie aus der Geschichte des Volkes ableiten. Sie wurden oft besiegt, ausgeraubt und von anderen Mächten beherrscht, aber trotz dieser Niederlagen haben sich die Chinesen mit ihrer Art zu leben durchgesetzt, die Besatzer haben sich auf kurz oder lang in das Volk und deren Lebensweise integriert, so konnten die Besiegten doch ihren Stolz, ihr Gesicht bewahren. Konfuzius könnte auch gesagt haben: „Steter Tropfen höhlt den Stein!“

Nach dem Sieg der Europäer über das chinesische Volk haben wir uns nicht angepasst, dieser Umstand verletzte das Volk in seinem Stolz.

Wenn sie nun aber Interesse an der chinesischen Kultur und Lebensweise zeigen und bereitwillig versuchen etwas davon zu lernen, dann wird ihr Gegenüber sich in seiner Lebensweise und in seinem Stolz bestärkt fühlen.

Andere Chinesen können sie dann mit dem Erlernten beeindrucken, denn von einer Langnase erwartet Chinese solches Verhalten nicht und wird freudig überrascht sein. Dieser Umstand erzeugt auch ein ehrliches, freudiges Lächeln auf den Lippen der Chinesen!

Die Chinesen sind kein geheimnisvolles Volk das sich vor den Fremdlingen verschließt, aber wenn sie nicht fragen bekommen sie auch keine Antworten.

Einmal bei einem Streifzug mit einem Kollegen durch Nanhai entdeckte ich eine Strasse in der es viele kleine Geschäfte gab in denen Schmuck aus Jade erworben werden konnte. Tage zuvor hatte ich in einer prunkvollen Einkaufspassage Jadeschmuck für meine Frau gekauft, hier musste ich nun sehen, dass es solchen Jadeschmuck wesentlich günstiger zu kaufen gab. Auf die Frage ob mein Kollege diese Strasse kannte und warum er sie mir nicht schon früher gezeigt habe, bekam ich als Antwort: „Sie haben nicht danach gefragt.“ – seit dieser Zeit stelle ich viele Fragen!

Wer nicht wagt der nicht gewinnt. In China heißt es, wer nicht fragt der nicht weiß! Zeigen sie Interesse an allem und jedem, die Landsleute werden ihnen bereitwillig alles erklären und zeigen – nur mit dem Fragen müssen sie beginnen!

Nur ein Interesse an der Arbeitskraft der Menschen hegt den Eindruck der Ausbeuter, aber ein ehrliches Interesse an der Kultur und Lebensweise des Volkes kann ihnen wirkliche Freunde und gute Geschäftsbeziehungen bescheren.
 

Feuer und Wasser

Die Sprache des chinesischen Volkes hat eine lange Entwicklung hinter sich. Der gravierende Unterschied zwischen den lateinischen Sprache und der chinesischen Sprache ist zu einem die Vielzahl der Schriftzeichen und dazu im Gegensatz die wenigen Worte – bestimmt wird sich jetzt ein großes Fragezeichen in ihrem Gesicht ausbreiten!

Also fangen wir von Vorne an. Die ersten „schriftlichen“ Überlieferungen in China waren Bilder, die langsam in der Zeit vereinfacht wurden und so zu den heute bekannten Schriftzeichen wurden. So besteht das Wort „Ruhe“ aus dem Bild eines Mannes, der unter einem Baum sitzt. Ergo stellt sich das Wort „Ruhe“ aus dem Zeichen für „Mann“ und „Baum“ zusammen.

Um eine Hütte zu betreten musste ein Mensch sich beugen, da die Räume durch niedrige Türen zu erreichen waren. Das Wort „Eingang“ besteht so aus dem Zeichen für „Mensch“ aber in gebeugter Form und hinzu kommt ein Quadrat für den „Raum“. Wenn der Mensch den Raum dann verlässt kann er viele Wege gehen. Das Wort „Exit“ können sie überall in englischer Sprache sehen – betrachten sie nun die Schriftzeichen darüber, bildlich können sie die vielen Wege aus dem Raum sehen.

Durch Kombination eines „Bildes“ mit verschiedenen anderen „Bildern“ entstehen so immer wieder und manchmal total andere Bedeutungen. So ergeben sich aus den etwa sechstausend verschiedenen Schriftzeichen des alltäglichen Gebrauchs durch Kombination miteinander neue Begriffe. Dieser Umstand der vielen Schriftzeichen, aber der daraus resultierenden „wenigen“ Kombinationsmöglichkeiten lässt diesen Mangel, der uns unbegreiflich erscheint, entstehen. Chinesische Namen haben daher auch immer eine Bedeutung, eine Stadt heißt zum Beispiel „San Shui“ das sind drei Wasser, oder ein Mann heißt „Guo Feng“ mit Vornamen, das heißt der Gipfel des Landes. Eine Frau heißt „Xiao Yue“ das bedeutet kleiner Mond, so gibt es eine Vielzahl von Namen die uns manchmal an „Weißer Büffel“ in Karl May erinnern.

Im Gegensatz zu unserer Sprache deren Wörter aus nur sechsundzwanzig Buchstaben, in beliebiger wohlklingender Kombination von unterschiedlicher Länge bestehen, können wir uns dennoch den Luxus leisten ein so banales Wort wie „trocken“ zu kreieren.

Der Chinese hingegen kann sich diesen Luxus nicht leisten und negiert viele Ausdrücke, für „trocken“ spricht er „kein Wasser“! Aus diesem Grund ist die Sprache der Chinesen als einfach anzusehen, sie ist sehr direkt – für „Scheiße“ gibt es bei den Chinesen eben kein anderes Wort!

Daher rühren auch die unterschiedlichen Betonungen, die Vokale werden mit fünf unterschiedlichen Betonungen gesprochen – und bedeuten dann auch immer gleich etwas anderes. Und trotzdem gibt es noch unterschiedliche Schriftzeichen die aber mit dem gleichen Wortlaut und Betonung ausgesprochen werden. Ich erlebe es immer wieder, dass sich die Chinesen aus diesem Grund untereinander teilweise nicht verstehen, ich habe zwei Chinesen beobachtet die in einem Gespräch bis zu zehnmal nachfragten um zu verstehen was sein Gegenüber gerade gesagt hat.

Stellen sie sich nun eine Besprechung vor, in denen die Mitarbeiter nur die Hälfte verstehen und niemand traut sich nachzufragen um sein Gesicht nicht zu verlieren. Können sie sich das Ergebnis vorstellen?

Auf dem Grundsatz der wenigen Wörter baut sich auch die Grammatik der Sprache auf. Während wir Worte wie „fahren, reiten, fliegen“ benutzen, sagt der Chinese „gehen mit dem Auto, gehen mit dem Pferd, gehen mit dem Flugzeug“.

Ein anderer Unterschied ist die Zeit, auch hier gibt es eine Vereinfachung der komplizierten deutschen Grammatik. Der Chinese geht gestern, er geht heute und er geht Morgen – so einfach kann das Leben sein, ich gehe Morgen mit dem Flugzeug nach Deutschland!

Für mich persönlich ist das erlernen der chinesischen Sprache wegen all der Unterschiede trotzdem sehr schwer – ich kann nichts lesen! Dieser Umstand erschwert das Erlernen um ein Vielfaches. Ich bewundere immer wieder wie die Menschen selbst klein gedruckte Schriftzeichen doch auseinander halten können. Sind doch manche Schriftzeichen sehr komplex dargestellt und besteht der Unterschied zu einem anderen Schriftzeichen oft nur durch einen zusätzlichen Strich!

Für neue Worte müssen spezielle Designer neue Schriftzeichen erfinden! Zusätzlich kommt erschwerend hinzu, dass es neben stilisierten Schriftzeichen auch noch die der alten Schriften gibt. Alles in allem sind es dann weit über fünfzigtausend dieser schwer zu erkennenden Symbole auf die sie in ganz China treffen können!

Ein anderer Aspekt in der Problematik der Kommunikation sind die Redewendungen. Chinesische Sprichwörter bestehen meistens aus vier Schriftzeichen, die eine bestimmte Aussage treffen. Eines zum Beispiel heißt: „Ein Mann verlor sein Pferd“. Für uns hört sich das nach einer schlimmen Geschichte an, aber hinter diesem Sprichwort steht ein ganz anderer Sinn und wer den nicht kennt, kann nicht den Zusammenhang zwischen dem aktuellen Geschehen und dem Sprichwort verstehen.

In dieser Geschichte wendet sich alles zum Guten, das Pferd kommt zurück in Begleitung eines anderen Pferdes, das zweite Pferd schenkt der Mann seinem Sohn, dieser fällt bei dem Versuch das Pferd zu reiten herunter und bricht sich einen Arm. So kann er dem Mann nicht mehr bei der Feldarbeit helfen. Als des Kaisers Schergen junge Männer für einen Krieg rekrutieren, können sie den Sohn nicht gebrauchen, da er einen gebrochenen Arm hat! – Puh, chinesische Geschichten in Kurzform, aber mit dieser Geschichte wird der Sinn des Sprichwortes klar – ein großes Unglück kann sich unverhofft in ein großes Glück verwandeln!

So wie wir die Sprichwörter der chinesischen Kultur nicht deuten können, geht es den Chinesen mit unseren Redewendungen – sie werden versuchen diese wörtlich zu deuten.

Die Sprachen der Europäer und die der Asiaten unterscheiden sie wie Feuer und Wasser, doch haben sie Gemeinsamkeiten wie Feuer und Wasser. Ungebändigt ist Feuer wie Wasser eine Kraft die in der Lage ist ganze Städte zu vernichten, aber gebändigt bringt sie dem Menschen das Leben.

Möchten sie eine klare, verständliche Aussage treffen, liegt ihnen während einer Besprechung daran, das sie verstanden werden, wollen sie anstatt bestellter Schnürsenkel keine Spagetti bekommen – verwenden sie keine Redewendungen. Halten sie ihre Sprache so einfach wie möglich und versuchen sie bildlich zu denken.


Fragen sie niemals ob ihr gegenüber sie verstanden hat – er wird kräftig nicken und mit einem Fragezeichen seiner Wege gehen. Fragen sie besser, ob sie sich klar ausgedrückt haben, denn wenn ihr Gesprächspartner nichts verstanden hat, kann er den „Fehler“ auf sie abwälzen und sie müssen ihm die Sache genauer erklären. – Das braucht Zeit, aber bringt gegenseitiges Verständnis und Klarheit!
 

Null Problemo

Mei Wenti“, das bekommen sie bestimmt sehr oft zu hören wenn es um Anfragen über Preise, Muster, Lieferzeiten, Ersatzteile, Reparaturen oder andere wichtige Begebenheiten handelt. Kein Problem „Mei Wenti“ oder die gebräuchliche Form in der Guangdong Provinz und Hong Kong ist statt dessen „Momentai“ ein kantonesischer Slang. Verlassen sie sich nie darauf, es gibt immer Probleme, mal groß mal klein!

Diese Art der Versprechungen oder Problembehandlung ist nicht böse gemeint, sondern eher als unbedacht naiv zu bezeichnen.

China ist ein kommunistisches Land, den Menschen wurde früher das Denken abgenommen, zu Mao Zedongs Zeiten sogar fast verboten. Wenn sie den Zeitraum dieses Umstandes bedenken, stecken die Chinesen mit dem selbstständigen Denken und damit auch mit der Übernahme von Verantwortung in den Kinderschuhen. Das zeigt sich alleine darin mit welchem Hintergrund manche Firmengründungen einhergehen.

Ein Abteilungsleiter der Verkaufsabteilung einer Herstellerfirma sieht dass sein Chef sich ein neues Auto, vielleicht sogar einen Benz gekauft hat. Er denkt was kann ich tun damit ich mir auch einen Benz kaufen kann? Da er durch seine Arbeit Verbindungen zu Firmen im Ausland hat kommt er schließlich auf die Idee eine eigene Firma zu Gründen, hierfür braucht er keine besonderen Kenntnisse, es ist sehr einfach eine Firmengründung zu bewerkstelligen. Aber er hat nur seine Kontakte die er nutzen kann, darüber hinaus fehlen ihm die Kenntnisse des Bestellwesen, der Fabrikation, der Lagerverwaltung und so weiter – aber er hat eine Firma mit der er Geld verdienen will. Also macht er sich daran Aufträge zu bekommen und die bekommt er nur wenn es keine Probleme gibt!

Ein Fabrikant produziert Ware für den internen Markt, auf einer Ausstellung bekommt er von ausländischen Besuchern Anfragen zu seinen Produkten. Er wittert das große Geschäft und wird sich ohne Probleme auf die Geschäftsbeziehung einlassen. Erst danach wird er mit den Problemen des Export konfrontiert, von denen er vorher noch keine Ahnung hatte. Bei den Verhandlungen wird seine Antwort aber erst einmal „Mei Wenti“ lauten.

Bei einer Besprechung für eine Lieferung wird von dem Kunden ein Liefertermin vorgegeben, alle beteiligten Mitarbeiter werden nach einer kurzen Beratschlagung dem Termin zustimmen um den Auftrag zu bekommen und bisher hat es auch immer gestimmt, aber niemand hat sich vorher über die Verfügbarkeit der Materialien erkundigt und so kann sich aus keinem Problem – ein Problem ergeben.

In den industriellen Gebieten wie um Shanghai, oder Guangzhou im Pearldelta macht sich der Duft der großen weiten Welt bemerkbar. In den großen Städten erinnern einen ausländischen Besucher nur die Schriftzeichen daran, dass er sich in China befindet. Die Ware, die Autos selbst die Werbeplakate verheißen den Konsum und das einfache luxuriöse Leben der westlichen Welt.

Daran möchten die Chinesen nach der Öffnung ihres Landes gerne teilhaben und sie haben schon bemerkt dass auch sie dazu Geld benötigen. Um dieses Geld zu bekommen lassen sie keine Möglichkeit ungenutzt verstreichen, aber immer noch haben sie die alte Sichtweise des Kaiserreiches – irgendwie wird es schon gehen!


Ergo ist „Mei Wenti“ das wohl meist gebrauchte Wort im Business Bereich, denn irgendwie wollen die Chinesen dieses Geschäft, diesen Auftrag bekommen um damit viel Geld zu verdienen, um auch einen Benz zu fahren.
 

Möglich - Unmöglich

Dadurch dass im Land der Mitte erst einmal alles kein Problem darstellt, scheint Alles möglich zu sein. Der erste Eindruck täuscht – und er täuscht nicht!

Auch hier finden wir wieder die Gegensätze die scheinbar unmöglich nebeneinander existieren können, da sie sich widersprechen. Amerika wird als Land der unbegrenzten Möglichkeiten bezeichnet, bei einem Werbeslogan für eine Automarke heißt es „Nichts ist unmöglich…“, aber in China wird das Unmögliche möglich und das Mögliche unmöglich, ein Umstand den wir Europäer so gar nicht verstehen können.

Ein Produkt das mit der modernen Technik in Europa ohne weiteres herzustellen wäre, kann eine chinesische Fabrik schier zum Verzweifeln bringen, da sie keine Kenntnisse über die modernen Fertigungsmöglichkeiten besitzen. In den Reihen der Mitarbeiter befindet sich auch niemand, der auf die Idee kommt sich im Internet oder auf andere Weise über Möglichkeiten zu informieren, sie werden versuchen mit ihren bekannten Mitteln und Fertigkeiten dieses Produkt herzustellen. Aber aus Mangel werden sie die Qualität, die der Kunde erwartet, nicht zufrieden stellend abliefern können.

Auf der anderen Seite gibt es Bereiche in denen die Möglichkeiten unbegrenzt scheinen, zum Beispiel in der Genforschung gibt es in Shenzhen moderne Labore die Forschungen betreiben können wie sie in Europa nicht möglich wären. Zu einem liegt es daran das die Regierung die dementsprechenden Gelder bereitstellt, zum Anderem ist aber auch der ethische Grundsatz ein völlig anderer, in China zählt bei der breiten Masse das Individuum wenig und so wird in vielen Bereichen auf einzelne Schicksale keine Rücksicht genommen.

Ein gutes Beispiel ist das Projekt des Drei-Schluchten Staudamm, bei der mehrere Millionen Menschen ihre Heimat verlieren. In Europa wäre dieses unmöglich, aber in China ist das Interesse und das Bedürfnis an Energie so hoch, das die Schicksale der wenigen Millionen Menschen im Angesicht des Wohlergehen der ganzen Republik kein Gewicht in die Waagschale werfen und dieses Projekt so trotz aller Bedenken auch auf ökologischer Seite durchgeführt wird.

In Deutschland gibt es ein Sprichwort: „Einen alten Baum kann man nicht verpflanzen!“ Doch Chinese kann, er macht auch hier das für uns Unmögliche möglich! In den Baumschulen werden Bäume und andere Pflanzen in großen Kübeln aufgezogen. Oder sie benutzen einen anderen Trick, mit Ziegelsteinen bauen sie ein Rondell, füllen es mit Erde auf und pflanzen darin einen Baum. Dieser entwickelt während des Wachstums einen Wurzelballen der sich nur auf den Bereich des Rondells erstreckt und somit relativ klein bleibt. Werden dann solch herangezogenen Pflanzen verkauft, können diese sehr einfach mittels Kranwagen und Lastwagen zu einem anderen Ort gebracht werden. An dem neuen Standort werden die Pflanzen dann richtig in die Erde eingepflanzt und können dort ein Wurzelwerk im gesamten Erdreich entwickeln. Bis die Bäume ihre eigene Standfestigkeit erreicht haben, werden sie einfach abgestützt. Mit dieser Methode lassen sich auch alte Bäume leicht verpflanzen.

Ein anderer Grund warum in China manche Dinge möglich werden, die in Europa für unmöglich gehalten werden ist der Umstand das die Chinesen sich keine Gedanken machen – kein Problem! Ich habe LKWs gesehen die Stahl transportierten, für die wir in Deutschland sechs LKWs benutzt hätten. Die Krönung kam in einem Polizeibericht in dem ein LKW erwähnt wurde, der elf Tonnen zuladen durfte, aber mit einer Zuladung von sage und schreibe einhundertacht Tonnen gestoppt wurde. So wird aus einer Strasse, die es seit vielen Jahren schon gibt, nach der Anbindung an eine Hauptverkehrsstrasse und somit als attraktive Alternative für den Güterverkehr winkt, nach zwei Wochen ein unbefahrbares Trümmerfeld.

Das einfache Denken der Chinesen lässt keine Gedanken an Konsequenzen ihres Tuns zu. Sie leben im „Jetzt“ und was Morgen ist weiß keiner und es macht sich auch niemand Gedanken darüber. In der Vergangenheit brauchten sie das auch nicht, diese Gedanken wurden von Anderen gedacht. Diese Anderen sind heute die Firmenbosse die Erfolg haben und Geld besitzen.

Einen kleinen Tipp, sollten sie irgendetwas planen, produzieren oder verkaufen das Gewichte tragen muss, wie zum Beispiel Brücken, Transporter oder Fahrstühle – nehmen sie die Unwahrscheinlichkeits-Formel mit in ihre Berechnungen auf!
 

Gesicht wahren

Wenn ein Problem auftaucht, sind sie gut beraten nicht einen Schuldigen zu suchen! Nicht das es sich Keinen finden lässt, einen Schuldigen werden sie immer finden, wenn sie suchen. Wenn sie ihn dann gefunden haben können sie alle Fehler auf den Beschuldigten werfen, aber dann sollten sie sich auch darauf gefasst machen hautnah mit zu erleben wie sich ein Schaf in einen reißenden Tiger verwandeln kann.

Beim Fußball ist es üblich den Trainer zu entlassen wenn die Mannschaft das Ziel nicht erreicht hat. Streben sie in China das Ziel an eine gute Zusammenarbeit zu erreichen sind sie gut beraten bei einem Problem das Problem zu behandeln und nicht die Fehler einer Person zuzuweisen.

Wenn ein Chinese jemals einen Fehler zugeben soll, dann würde er sein Gesicht verlieren – bei den alten Samurai bedeutete dieser Umstand Tod durch Selbsttötung um die Ehre der Familie wieder herzustellen, oder einen unehrenhaften Tod durch andere Krieger! Dieses traditionelle Denken ist immer noch in den Köpfen verankert und so wehrt sich jeder Beschuldigte vehement gegen jegliche Zuweisung eines Fehlers.

Sollten sie einmal einen Chinesen treffen der freiwillig einen Fehler zugibt – halten sie diesen Menschen in Ehren und pflegen sie diese Beziehung!

Ansonsten ein Tipp, bemerken sie während einer Besprechung, das es darauf hinaus läuft einem Mitarbeiter einen Fehler zuzuweisen, öffnen sie ihm diplomatisch ein Hintertürchen um aus dieser Situation zu entschlüpfen damit er sein Gesicht wahren kann! Sie werden sehen, nach dieser Besprechung werden die Mitarbeiter mehr Respekt vor ihnen haben, ihr Ansehen wird steigen und die Motivation der Mitarbeiter auch!

Sie können es jedoch auch wie im Fußball handhaben, aber auf kurz oder lang werden sie keine motivierten Mitarbeiter oder Lieferanten mehr haben. Es kann sogar sein, sie verlieren die Selben und müssen sich um neue Kontakte bemühen. Wiederholt sich das Spielchen öfters wird es sich unter den Chinesen herum sprechen und es wird ihnen vergönnt sein weitere Kontakte zu bekommen.

Klar zu stellen ist natürlich, wenn sie eine Null im Team haben müssen sie diese entfernen und das wird dann auch jeder verstehen.
 

Einbildung

Es gibt einen großen Unterschied in der Bildung zwischen den Asiaten und den Europäern und das ist garantiert keine Einbildung. Es beginnt im zarten Kindesalter, da wo unsere I-Männchen das ABC und Ein mal Eins lernen, müssen die asiatischen Kinder die Schriftzeichen büffeln – und das sind nicht Wenige!

In der Schule wird so unbewusst den Kindern eine „Einbildung“ gelehrt und die Fantasie und somit den freien Geist im Keim erstickt. Durch das stumpfsinnige Erlernen der Schriftzeichen reduziert sich die Lernmethode auf das Auswendiglernen. Fast alle Schüler die von der Grundschule auf die Mittelschule wechseln beherrschen das Auswendiglernen perfekt, dabei bleibt jedoch das selbstständige Denken auf der Strecke.

Mit der Fähigkeit sich Bücher fotografisch im Gedächtnis einzuprägen wird alsdann die Mittelschule und deren Prüfungen mit Bravur bestanden. Eltern und Lehrer freuen sich gemeinsam über die klugen Sprösslinge, diese sind jetzt mit einem Wissen ausgestattet, mit dem sie an die weiterführenden Schulen gehen können. Hier wird es schon komplizierter und das bildhafte Einprägen kommt auch hier den Schülern zu Gute. Zum guten Ende weiß ein jeder seine Benotung – auswendig!

Schüler lernen die englische Sprache, oder besser gesagt die englische Schrift! Einen Text übersetzen? – „Mei Wenti“ kein Problem! Aber vortragen, nein das ist ein großes Problem. Denn die Schüler lernen schreiben, aber nicht sprechen. Was ein „table“ ist weiß jeder, aber dass es „tabel“ ausgesprochen wird weiß niemand. Bei Gesprächen mit Studenten oder Mitarbeitern die Englisch sprechen können, werden sie immer wieder von diesem Umstand erfahren.

Immer wieder bekomme ich zu hören „Wir müssen mit Menschen sprechen, die wirklich Englisch sprechen.“ Starten sie dann einen Versuch, werden sie oft nicht mehr als ein „nice to meet you“ herausbekommen und aus Angst etwas falsch auszusprechen – rot anlaufen und einem Herzinfarkt nahe das Weite suchen!

Ein Professor drückte es einmal so aus, die chinesischen Studenten sind die fleißigsten Studenten, sie lernen bis zum Umfallen – nur verstehen sie nicht was sie lernen!

Das seit der Kindheit geprägte Auswendiglernen befähigt jeden Studenten Gesetze, Regeln, Normen und Dergleichen in einer Tour fehlerfrei herunter zubeten – aber das Wissen praktisch anwenden? Hier scheiden sich die Geister, zwischen Theorie und Praxis klafft so ein noch größerer Abgrund als ohne hin schon! Über Erlerntes wird nicht nachgedacht, nichts wird hinterfragt oder in Frage gestellt. Alles wird bedingungslos akzeptiert – ein schön dummes Volk der Weißheit!
 

Begegnungen

Ein Freund fragte mich einmal wie in Deutschland ein kleiner Mann genannt wird. Ich antwortete ihm, wenn er sehr kleinwüchsig ist, dann nennen wir die Menschen Liliputaner, in Fantasiegeschichten und auch im Leben, werden solche Menschen auch mit dem Namen Zwerg belegt! Mit dieser Antwort gab er sich nicht zufrieden, scheinbar waren es die falschen Ausdrücke und so erzählte er mir eine Begebenheit.

Ein neuer Mitarbeiter hatte es innerhalb eines halben Jahres geschafft zur rechten Hand des Chefs aufzusteigen. Jenem Mitarbeiter wurde sein Erfolg nicht missgönnt, aber bald stellte sich heraus wie er diesen Aufstieg geschafft hatte – er war ein Schleimer und Opportunist!

Über einen langjährigen Mitarbeiter, der massiv am Aufbau der Firma beteiligt war, schrieb der „kleine Mann“ einer Leiterin der Planungsabteilung eine E-Mail, in der er die Arbeit des Mitarbeiters als sehr schlecht bezeichnete. Die Mail umfasste noch eine Frage, warum der Chef einen so schlechten Mitarbeiter so lange beschäftigte. Das Ende der Message lautete „wenn sie die Nachricht gelesen haben, löschen sie diese bitte.“

Mein Freund fand das eine sehr unschöne Geste, habe der Mitarbeiter doch am Aufbau des Unternehmen teilgehabt und der „Kleine Mann“ sei erst seit kurzem angestellt, außerdem hätte er doch persönlich ein Gespräch führen können, wenn er der Meinung war das die Arbeit schlecht ausgeführt werde. Aber so etwas tun „Kleine Männer“ nicht!

Sollte ihnen jemand einen kleinen Mann vorstellen, natürlich hinter vorgehaltener Hand, dann wissen sie was damit gemeint ist, ich weiß es seit dem auch!

Eine andere Begegnung der sie nicht begegnen werden, ist die übergreifende Zusammenarbeit einiger Fabriken, die für denselben Kunden arbeiten. Solch eine Begegnung der Zusammenarbeit mehrerer Fabriken können nur sie als Ausländer herbeirufen, in dem sie als Verbindungsmann fungieren.

Sei es in dem sie die gemeinsame Verschiffung von Waren der verschiedenen Fabriken für denselben Kunden organisieren um Frachtmöglichkeiten optimal auszunutzen und somit Frachtkosten und Zeit einzusparen.

Oder sei ein anderes Beispiel genannt indem eine Fabrik wegen Material Mangel aufgrund von Lieferschwierigkeiten Liefertermine nicht einhalten kann, wo eine andere Fabrik das benötigte Material im Überschuss besitzt und ein Austausch der beiden Fabriken so manches Problem beseitigen könnte.

Hier könnten Punkte sein, bei denen sie als Ausländer die Zusammenarbeit delegieren können, denn die Fabriken kommunizieren nicht untereinander!
 

Meisterleistung

China ist vielen Markenproduzenten ein Dorn im Auge, wird in diesem Land doch schamlos alles kopiert womit Geld verdient werden kann, das Land der Raubkopien! Dabei kopieren die Chinesen aber nicht nur westliche Markenartikel, sondern reproduzieren seit Alters her auch eigene Produkte.

Aber warum ist es so? Ich möchte hier nicht die Produktpiraterie in ein besseres Licht rücken – Urheberrecht ist Urheberrecht, Patent ist Patent und eine geschützte Marke ist eben geschützt!

Ich möchte in diesem Kapitel die Gedanken der Menschen beleuchten, und das „Warum“ dieser üble Umstand so massiv in diesem Land auftritt. Vielleicht kann es betroffenen Betrieben helfen einen Weg aus dieser Misere zu finden. Wenn ich einen Umstand nicht verstehe, sondern nur seine Auswirkung kenne, verhält es sich wie in der Schulmedizin gegenüber der traditionellen Medizin, ich versuche gegen die Wirkung anzukämpfen. Kopfschmerzen kann ich mit Aspirin dämpfen, aber finde ich die Ursache nicht, treten sie immer wieder auf!

Zu einem sind da die Gelüste der westlichen Welt, durch die Benutzung von Markenprodukten kann jeder das eigene Image aufpolieren, Kleider machen eben immer noch Leute. Und die Werbung verspricht durch den Kauf bestimmter Produkte Glück und Ansehen.

Zum Anderen lässt sich mit Kopien auch eine Menge Geld verdienen, denn nicht nur in Europa und Amerika gibt es einen blühenden Markt für billige Kopien, auch in China selbst schmückt sich jeder gerne mit Markenartikeln um in der Gesellschaft zu glänzen.

Markenartikel als Original verschlingen sehr viel Geld, will Mann, Frau mit Designeranzügen und edler Uhr am Handgelenk imponieren, bleibt bei vielen kein Geld fürs Abendessen übrig. Abhilfe schaffen billige Kopien, die dem Original zum Verwechseln ähnlich sind, so gerüstet kann Mann, Frau zum Candle Light Dinner ausführen inklusive Kinobesuch. So klappt es bei schmalem Budget auch mit der großen Liebe!

Natürlich ist das Quatsch, aber die Werbung suggestiert durch den Kauf bestimmter Produkte das vollkommene Glück! Der eigene Konsumrausch und das Geltungsbedürfnis schaffen erst einen solchen Markt, auf dem mit Kopien Geld verdient werden kann, weil nicht mehr die Qualität den entscheidenden Kaufzweck ausmacht, sondern das „Sich schmücken mit dem Markenzeichen“.

Würden Produkte mit gleicher Qualität, aber ohne Markenzeichen zum Verkauf angeboten – würde niemand Notiz davon nehmen!

Eine Geschichte aus dem Leben könnte folgenden Titel tragen, „Findiger Geschäftsmann gesucht, oder wie entsteht ein Zweitwerk“.

Ein Geschäftsmann aus Europa plante in China ein Werk zu bauen, in dem Bagger hergestellt werden sollten. Ein findiger Geschäftsmann ganz „brauner“ Art aus China gesellte sich dazu und half das Werk aufzubauen. Was der europäische Partner nicht wusste, wenn in dem einen Werk eine Maschine eingerichtet wurde, so wurde an einem anderen Ort die gleiche Maschine noch einmal in einer Zwillingsproduktionsstätte aufgestellt. So kopierte der Geschäftsmann nicht nur das Produkt, sondern gleich die Produktionsstätte – auch eine Art Geld zu verdienen, natürlich keine schöne Art.

Die vereinfachte Form der Kopie, ist das Kopieren eines Produkts das eine Fabrik für einen Kunden herstellt. Wird das Know How doch gleich frei Haus mitgeliefert.

In keinem Land wird soviel kopiert wie in China, dieses hat mehrere Gründe, zu einem der schon oben genannte Konsumwille und damit die Bereitschaft mit allem Geld zu verdienen.

Ein zweiter Grund ist die Überlegung, warum den eigenen Kopf anstrengen wenn es ein anderer schon getan hat, oder besser gesagt, warum bei einer Neuentwicklung Fehlschläge in Kauf nehmen, wenn die Entwicklung schon entwickelt wurde – einleuchtend oder?

Ein dritter Grund könnte aus dem Fehlen des selbstständigen Denkens her führen – manche Chinesen haben keine eigenen Ideen! In der Vergangenheit wurde dem Volk das „Denken“ verboten, ein Volk von so einer Größe lässt sich nur regieren und befehligen wenn es ein „dummes und friedliches“ Volk ist. – So dachten viele Kaiser und auch Mao!

Die meisten Chinesen warten bis sie eine Idee vorgesetzt bekommen und setzen diese dann nach dem Plan des Vordenkers um – oder sie kopieren!

Und im Kopieren sind sie wahre Meister. Wird in China doch ein Meister, der meisterlich einen anderen Meister kopiert mit mehr Ruhm bedacht als der eigentliche Meister des Meisterwerkes!

Das Problem ist sehr vielschichtig und überall auf der Welt vorhanden. Solange Markenartikel viel Geld kosten wird es immer auch billige Kopien geben mit denen ein Anderer sein Geld verdienen möchte.

In China gibt es zusätzlich die Probleme der Moralansicht über das Kopieren – und die ist schwer aus den Köpfen zu entfernen. Eine Fabrik könnte per Vertrag am Kopieren gehindert werden, auch mit klarer Ansage des Verlustes der Aufträge bei Zuwiderhandlung, aber eine Garantie ist das trotzdem nicht.
 
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