Ein-Kind-Familien

kero

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In China setzen sich die Ein-Kind-Familien durch. Dies ist vom Staat so gewollt. Die Bürger kommen dem größtenteils nach, so dass kaum ein Kind mit Geschwistern aufwächst. Sollte sich der Staat derart massiv in die Familienplanung einmischen?

 
Aus westlicher und meiner persönlichen Sicht wohl nicht. Aber was soll China tun wenn sie nicht bald 2 Milliarden Einwohner haben wollen und die dann alle etwas zu essen wollen, Strom, Kleidung...

 
Ich bin zusamen mit 4! Geschwistern aufgewachsen. Das Geld war manchmal knapp, aber wir hatten unseren Spass, immer war jemand da, mit dem ich spielen konnte. Mir tun die Kinder leid, die in China keine Geschwister haben. Aber solche Dinge kann sich niemand aussuchen, es kommt, wie es kommt.

 
Ich hatte auch keine Geschwister, das ist nicht nur in China so. Man kann sich nicht aussuchen, wo man hingeboren wird. Trotzdem - oder gerade deshalb - kann ich mich keineswegs beschweren. Meine Eltern hatten immer viel Zeit für mich. Ich musste die Aufmerksamkeit der Eltern mit niemandem teilen, das hat mir und meiner Entwicklung gut getan.

 
Die Ein-Kind-Ehe ist aus Bevölkerungswachstums-Bedingungen in China vom Staat vor etwa 25 Jahren vereinbart worden. Eine Medaille hat immer zwei Seiten, die eine der Ein-Kind-Ehe ist, dass die Bevölkerung eben nicht mehr so extrem anwächst, auch aus Gründen die Walter schon erwähnt hat. Denn trotz der Beschränkung wächst China immer noch jährlich um etwa 6,5% an, das sind pro Jahr ca. so viele Babys mehr, wie Einwohner in Deutschland!

Die andere Seite der Medaille wird sich in Zukunft zeigen, wenn es mehr alte Menschen als junge Menschen gibt und sich dann kaum noch um die alten Menschen gekümmert werden kann.

Was soll ich sagen, ich sehe die Probleme alleine schon daher, weil wir in Europa alle diese Erfahrungen (und nicht nur die) schon vor längerer Zeit gemacht haben. Doch es ist wie in der Eltern-Kind Beziehung, die Eltern sagen ihren Kindern tue dies nicht, tue das nicht - aus ihren Erfahrungen heraus --- und doch machen es die Kinder, um eben ihre eigenen Erfahrungen zu machen.

China ist ein Staat, einer Größenordnung, wie wir es uns nicht vorstellen können. Bevölkerungsmäßig beherbergt China mehr Menschen als Europa und Afrika zusammen in die Waagschale werfen könnten. Dazu kommt noch die gänzlich andere Kultur, die sich durch die Abschottung Chinas (Große Mauer ect.) als fast endemisch bezeichnen lässt.

Wir können China nicht verstehen, weder politisch, kulturell noch menschlich! Daher denke ich auch, ist es müsig sich über die Politik Chinas großartig Gedanken zu machen, denn das was für uns gut und richtig erscheint, kann für die Chinesen genau das Gegenteil bedeuten. Was nicht bedeutet, dass wir uns keine Gedanken machen sollten.

Ich zum Beispiel bin seit Jahren Gast in diesem Land, so verhalte ich mich auch. Dabei gebe ich Beispiele, aber keine Belehrungen. Ein Beispiel, ich fuhr mit einem Kollegen im Auto, er trank eine Flasche Wasser (PET) aus und warf diese aus dem Fenster. Ich schaute ihn etwas verdutzt an und er fragte mich warum? Ich beantwortet die Frage mit einer Gegenfrage - ob er den Müll am Strassenrand schön fände. Darauf schaute er aus dem Fenster, schüttelte den Kopf und verstand was ich sagen wollte. Die nächste leere Wasserflasche landete im nächsten Müllkorb, aber nicht am Strassenrand.

Ein anderes Mal erklärte ich einem Mitreisenden, der mich dazu aufforderte, meine leere PET-Flasche, die ich schon 10 Minuten in den Händen hielt, aus dem Fenster zu werfen, dass so eine Flasche nach 50 Jahren noch zu finden sei, diese Erfahrung hätten wir in Deutschland schon ausreichend gemacht. Ich behielt meine Flasche in den Händen bis zum Zielort, wo sie ebefalls in einen Abfallkorb wanderte. Ob mein Mitreisender etwas daraus gelernt hat, weiß ich nicht, aber zumindest habe ich ihm ein Beispiel zum Nachdenken gegeben.

Was ich damit sagen möchte? China ist ein eigenständiger Staat, den wir mit unserer Gesinnung nicht verstehen können und daher auch deren Handlungen nicht unbedingt verurteilen sollten...

...auch gibt es ausnahmen zur Ein-Kind-Ehe. Menschen, die auf dem Lande leben, dürfen zum Beispiel ohne Einschränkung zwei Kinder haben. Bekommt ein Ehepaar eine Tochter, dürfen sie unter gewissen Umständen auch noch ein zweites Kind haben um die Chance auf einen Sohn zu bekommen. Manchmal kommen Ehepartner auch aus unterschiedlichen Provinzen und melden sich jeweils mit einem Kind in ihrer (Mutter/Vater) Heimatprovinz an und umgehen so die Ein-Kind-Ehe.

Reiche Leute können sich Geldstrafen bei der Geburt eines zweiten oder dritten Kindes leisten und haben daher auch mehrere Kinder - da sehen wir schon ein gravierendes Gegenteil...

...in Europa werden kinderreiche Familien als arm und asozial abgestempelt --- in China ist so eine Familie meistens reich!

 
Also zu deiner Aussage, China habe mehr Einwohner als Europa und Afrika zusammen: Das stimmt so nicht. Afrika und Europa haben knapp 1,7 Milliarden. Aber das spielt im Zuge der Diskussion hier keine weitere Rolle, wollte ich nur mal anmerken ;)

Jedenfalls stimmt es durchaus, dass alles zwei Seiten hat. Einerseits wird das Bevölkerungswachstum stark in Grenzen gehalten, andererseits wird China sicherlich bald Probleme in der Altersversorgung bekommen. Denn dann heißt es, dass ein Kind sich ganz alleine um seine beiden Eltern und gar noch um seine vier Großeltern kümmern muss. Natürlich helfen sich die meisten Chinesen bei sowas sehr extrem. Aber ich kenne auch viele Chinesen, die da große Probleme haben. Vor allem an den Töchtern bzw. Schwiegertöchtern bleibt häufig die Pflege der Älteren hängen. Wenn dann noch Haushalt, eigenes Kind und vielleicht noch ein Job dazu kommen, kann man sich vorstellen, was für ein grandioses Leben das sein muss!

Und eine ganz andere Sache, die eben schon leicht angeklungen ist: Für die Familien besteht häufig die Möglichkeit (nicht in der Stadt, aber auf dem Land), bei der Geburt einer Tochter, noch einen Versuch zu starten, um einen Sohn zu bekommen. Ich weiß aus eigener Erfahrung aus einer kleinen Stadt (etwa 300.000 Einwohner) in der Provinz Henan, dass immer noch etliche Mädchen direkt nach der Geburt getötet werden, da man einen Sohn haben will beziehungsweise haben muss (auf Druck der Eltern/Schwiegereltern etc.). Eine Bekannte von mir hat im Zuge dessen sieben (!) Töchter sofort nach der Geburt getötet bzw. töten lassen. Für diejenigen, die in den Städten leben und die die nötigen Mittel haben, ist es auch kein Problem, im Vorfeld das Geschlecht des Kindes bestimmen zu lassen. Im Zuge dessen werden auch etliche Mädchen abgetrieben, um den gewünschten Sohn zu haben.

Während meines Aufenthalts in Guangzhou in der Provinz Guangdong ist mir aufgefallen, dass dort auf 10 kleine Jungen vielleicht 3 kleine Mädchen kamen. In der Kleinstadt in Henan war der Unterschied noch extremer. Meine persönliche Meinung ist daher, dass die Chinesen sich damit ziemlich ins eigene Fleisch schneiden, vor allem die, die unbedingt einen Sohn bekommen wollen. Bei der späteren Partnerwahl lastet dabei dann ein noch größerer Druck auf diesem Sohn. Denn man bekommt eine Frau nunmal leichter wenn es man etwas vorzuweisen hat (Geld, einen super Abschluss/Job, Prestige etc.).

In diesem Sinne, ich wünsche euch einen schönen Montag! :)

 
Hallo ChinaHamburg,

Nein, China hat nicht exakt so viele Einwohner wie Europa und Afrika zusammen, aber annähernd. 2006 lagen die offiziellen Zahlen bei 1,3 Milliarden, setze ich die Zuwachsrate mit nur 5% jährlich an, sind es heute um die 1,6 Millarden - offiziel. Die Dunkelziffer dürfte noch höher liegen.

Das Problem das Jungen beliebter als Mädchen sind, ist eben der Grund der Altersversorgung, denn normaler Weise zieht eine Tochter zu den Eltern des Mannes, pflegt und kümmert sich mit um die Eltern des Mannes - die Eltern der Frau bleiben dabei oft unberücksichtigt und alleine. Aus dem Grund schon, wollen die meisten Ehepaare einen Jungen um im Alter sicher versorgt zu sein.

Ehepaare die auf dem Lande wohnen oder grundsätzlich Ehepaare aus denen beide Ehepartner aus einer Einkindehe kommen, dürfen zwei Kinder haben, egal ob sie dann auf dem Land oder in der Stadt wohnen.

Oft gibt es Schlupflöcher, so zum Beispiel kenne ich einige Familien aus dem Bekanntenkreis, wo beide Ehepartner aus unterschiedlichen Provinzen kommen und ein Kind in der Provinz des Mannes und das zweite Kind in der Provinz der Mutter angemeldet werde. Trotz moderner Technik sind die Provinzen untereinander nicht oder noch nicht vernetzt und Daten können schwer oder fast gar nicht ausgetauscht werden.

Ich stimme Dir zu, der Leistungsdruck auf den Kindern ist enorm, Erwartungen wie mindestens eine Eigentumswohnung bei den steigenden Preisen führen zu starkem Leistungsdruck. Oft werden Kinder auf Privat-Schulen geschickt, was natürlich auch wieder mehr Geld kostet, damit sie eine bessere Ausbildung, besonders in Fremdsprachen bekommen um dann wieder einen besseren Job zu bekommen und selbst mehr Geld zu verdienen. Oder Ehepaare, die aus ärmeren Provinzen in die Industriereichen Provinzen kommen, um dort Arbeit zu finden, müssen ihre Kinder in Privat-Schulen unterbringen, da sie als "Gäste" in der Provinz keine Rechte auf staatliche Förderung haben und ihre Kinder somit nicht in staatlichen Schulen untergebracht werden können.

 
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